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Giovanni Battista Riccioli oder Giambattista Riccioli, latinisiert Johannes Baptista Ricciolus (* 17. April 1598 in Ferrara; † 25. Juni 1671 in Bologna), war ein italienischer Priester (seit 1614 Jesuit) und Astronom. Bevor er sich ganz der Astronomie zuwandte, lehrte er viele Jahre an den Universitäten von Parma und Bologna Philosophie und Theologie.

Frontispiz des Almagestum novum
Die heliozentrische Theorie von Kopernikus wird für zu leicht befunden gegenüber Ricciolis Modell, in dem der Mond, die Sonne, Jupiter und Saturn die Erde umkreisen und Merkur, Venus und Mars die Sonne.
Frontispiz des Almagestum novum
Die heliozentrische Theorie von Kopernikus wird für zu leicht befunden gegenüber Ricciolis Modell, in dem der Mond, die Sonne, Jupiter und Saturn die Erde umkreisen und Merkur, Venus und Mars die Sonne.

Als Astronom war er einer der Pioniere der Selenografie, die später seine Nomenklatur der Mondkrater und -meere großteils übernommen hat. In seinem Neuen Almagest stellte er der Heliozentrik das Tychonische Weltsystem gegenüber.


Theologe und Astronom


Giovanni Riccioli war im Gefolge von Aristoteles und Ptolemäus ein Verfechter des geozentrischen Weltbilds, in dem die kugelförmige Erde im Zentrum des Universums von allen Himmelskörpern, wie Sonne, Mond, und Planeten, auf konzentrischen Kreisbahnen umrundet wird.

Wie viele andere Astronomen seiner Zeit versuchte auch Riccioli Beweise gegen das von Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler und Galileo Galilei postulierte heliozentrische Weltbild zu finden, hielt es aber ausdrücklich nicht für eine Häresie. In seinem mehrbändigen Werk Almagestum novum astronomiam ... von 1651 benutzte er sogar Galileis Fallgesetze und Versuche als Beweis, dass die Erde nicht rotiert und das Tychonische Weltbild physikalisch und theologisch das plausiblere sei. Ob er damit die beiden Dekrete der Päpste Paul V. (1616) und Urban VIII. (1633) gegen das kopernikanische Weltbild stützen wollte, ist nicht erwiesen.[1]

Noch heute ist der Neue Almagest bekannt wegen der veröffentlichten Mondkarte. Die Kartierung des Mondes basierte auf Beobachtungen mit dem Teleskop, die er und sein Assistent Francesco Maria Grimaldi machten. Vielen Formationen gab Riccioli Namen, die noch heute gültig sind. So wurden von ihm markante Mondkrater nach berühmten Astronomen, Wissenschaftlern und Philosophen benannt, unter anderem auch nach Kopernikus, Kepler und Galilei. Die hellen Bereiche erkannte er richtig als Hochländer und nannte sie „Terrae“ (Plural von lat. terra, Land), während er die dunklen Bereiche (in der Annahme von Wasser) als „Maria“ (Plural von lat. mare, Meer) bezeichnete. Johannes Hevelius hatte in seiner wichtigsten Publikation, der Selenographia sive Lunae Descriptio von 1647, bereits Begriffe wie „Ozean“, „Golf“, „Meer“, „Berg“ eingeführt, um verschiedene lunare Objekte zu kennzeichnen.


Arbeiten und Entdeckungen


Weit verbreitet ist die Annahme, dass Riccioli der Erste war, der mit Mizar und Alkor im Sternbild Großer Bär einen optischen Doppelstern beschrieb (1650). Jedoch gibt es Indizien, dass diese Konstellation bereits Anfang 1617 von Benedetto Castelli, einem italienischen Naturwissenschaftler und Freund Galileis, entdeckt wurde.[2]

Riccioli entdeckte die Schatten der Jupitermonde auf dem Jupiter. Er machte auch Beobachtungen der Saturn-Ringe, allerdings blieb es Christiaan Huygens vorbehalten, deren wahre Natur zu erkennen und zu beschreiben. Darüber hinaus arbeitete Riccioli an einer Methode zur Messung des Sonnendurchmessers.

Er war zudem ein überzeugter Verfechter des gregorianischen Kalenders.

Die in der Mitte des 17. Jahrhunderts noch häufige Zeitmessung mittels Vergleich mit dem menschlichen Puls sah Ricciolo als zu ungenau an, nachdem er bei seinen Ordensbrüdern Pulsmessungen mit Hilfe eines Sekundenpendels durchgeführt hatte und von 50 bis 85 Schläge pro Minuten schwankende Pulsfrequenzwerte festgestellt hat.[3][4]


Namensgeber


Zu Ehren von Giovanni Riccioli wurden zwei Mondstrukturen nach ihm benannt:

Am 4. Juli 2021 wurde ein Asteroid nach ihm benannt: (122632) Riccioli.


Publikationen (Auswahl)



Astronomie



Theologie



Einzelnachweise


  1. Thomas E. Woods: How The Catholic Church Built Western Civilization. Regnery, New York 2005, ISBN 0-89526-038-7, S. 71–102 online (Memento vom 19. März 2011 im Internet Archive).
  2. A New View Of Mizar
  3. Giovanni Ricciol: Almagestum novum […]. Band 1, S. 88 f.
  4. Werner Friedrich Kümmel: Der Puls und das Problem der Zeitmessung in der Geschichte der Medizin. In: Medizinhistorisches Journal. Band 9, 1974, S. 1–22, hier: S. 6.


Personendaten
NAME Riccioli, Giovanni
ALTERNATIVNAMEN Riccioli, Giovanni Battista; Riccioli, Giambattista
KURZBESCHREIBUNG italienischer Theologe, Astronom und Philosoph
GEBURTSDATUM 17. April 1598
GEBURTSORT Ferrara
STERBEDATUM 25. Juni 1671
STERBEORT Bologna

На других языках


- [de] Giovanni Riccioli

[en] Giovanni Battista Riccioli

Giovanni Battista Riccioli, SJ (17 April 1598 – 25 June 1671) was an Italian astronomer and a Catholic priest in the Jesuit order. He is known, among other things, for his experiments with pendulums and with falling bodies, for his discussion of 126 arguments concerning the motion of the Earth, and for introducing the current scheme of lunar nomenclature. He is also widely known for discovering the first double star. He argued that the rotation of the Earth should reveal itself because on a rotating Earth, the ground moves at different speeds at different times.

[es] Giovanni Riccioli

Giovanni Battista Riccioli (Ferrara, 17 de abril de 1598 - Bolonia, 25 de junio de 1671), fue un astrónomo jesuita italiano. Se le considera un pionero en la astronomía lunar.[1]

[it] Giovanni Riccioli

Giovanni Battista Riccioli (Ferrara, 17 aprile 1598 – Bologna, 25 giugno 1671) è stato un gesuita e astronomo italiano.

[ru] Риччоли, Джованни Баттиста

Джованни Баттиста Риччоли (итал. Giovanni Battista Riccioli; 17 апреля 1598 (1598-04-17), Феррара — 25 июня 1671, Болонья) — итальянский астроном и теолог, автор труда «Новый Альмагест» (Almagestum Novum) — свода астрономических знаний своего времени. Вместе с Франческо Гримальди составил карту Луны и ввёл в практику обозначение лунных кратеров именами учёных.



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