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Hyperschnellläufer (englisch hypervelocity stars; kurz HVS) sind Sterne, die sich mit 300 bis 1000 km/s (d. h. ein bis drei Promille der Lichtgeschwindigkeit) schnell genug bewegen, um das gravitative Feld der Milchstraße zu verlassen; sie sind damit noch schneller als normale Schnellläufer, deren Bewegungsenergie nicht ausreicht, um die Heimatgalaxie zu verlassen.

Bei Hyperschnellläufern handelt sich überwiegend um Hauptreihensterne des Spektraltyps B mit Oberflächentemperaturen um 12.000 Kelvin und Massen zwischen drei und acht Sonnenmassen. Es gibt verschiedene Hypothesen, woher die erforderlichen Bewegungsenergien stammen könnten.


Eigenschaften


Während es eine Anzahl an B-Sternen gibt, die zu den Hyperschnellläufern gerechnet werden, scheint es keine Hyperschnellläufer mit einem späteren Spektraltyp zu geben. Hyperschnellläufer werden überwiegend im galaktischen Halo gefunden. Der Ursprung der galaktischen Hyperschnellläufer scheint im Zentrum der Milchstraße zu liegen, da die Bewegungsrichtung stets von dort weggerichtet ist. Die Geschwindigkeit der HVS-Sterne in Sonnennähe liegt im Bereich von 300 bis 700 km/s, wobei die Werte in erster Näherung gleichverteilt sind. Dies entspricht einer Ursprungsgeschwindigkeit von 700 bis 1000 km/s in der Nähe des Galaktischen Zentrums.[1]


Ursprung


Die geläufigste Theorie ist, dass Hyperschnellläufer beim Auseinanderbrechen eines Doppelsternsystems bei einer Begegnung mit dem zentralen Schwarzen Loch im Inneren der Milchstraße beschleunigt werden.

Dies kann aber nicht für alle Hyperschnellläufer gelten, da die Lebensdauer einiger Sterne zu gering ist, um selbst mit diesen Geschwindigkeiten aus dem galaktischen Zentrum an ihren jetzigen Ort zu gelangen. Des Weiteren gibt es um einen Faktor 100 zu viele Hyperschnellläufer in der Milchstraße, wenn das Auseinanderbrechen von Doppelsternen in der Nähe des zentralen schwarzen Loches der einzige Ursprung wäre. Als drittes wäre der mögliche Gewinn an kinetischer Energie viel zu gering, um die Flucht eines der Sterne aus einem nahen Orbit um das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße zu ermöglichen. Das Doppelsternsystem müsste aus extrem großem Abstand nahezu direkt auf das zentrale Schwarze Loch zufallen und die Sterne im Doppelsternsystem müssten sich gegenseitig fast berühren, wofür die Wahrscheinlichkeit äußerst gering ist.

Alternative Hypothesen sind:[2][3]


Bekannte Hyperschnellläufer


2020 haben Astronomen um Li Yinbi (李银碧) von den Nationalen Astronomischen Observatorien der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking[7] unter Mitarbeit von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Astronomie, der Europäischen Südsternwarte und dem Institut für Statistische Mathematik in Tokio 591 neue Schnellläufer identifiziert, von denen 43 eines Tages das gravitative Feld der Milchstraße verlassen und in den intergalaktischen Raum fliegen könnten, also echte Hyperschnelläufer sind.[8][9] Hierfür hatten sie Daten des LAMOST-Teleskops in China und der Gaia-Raumsonde zu insgesamt zehn Millionen Sternen ausgewertet.[10]


HD 271791


Bei HD 271791 hat man durch Beobachtung der Flugbahn herausgefunden, dass dieser Stern nie in die Nähe des Zentrums der Milchstraße gekommen sein kann. Es ist wahrscheinlich, dass er durch das Zusammentreffen der Milchstraße mit einer anderen, kleineren Galaxie vor 150 Millionen Jahren diese hohe Geschwindigkeit erlangt hat.[11] Außerdem weicht HD 271791 von der normalen chemischen Zusammensetzung von Sternen ab; er besitzt beispielsweise Silizium.[12][13][14]




Einzelnachweise


  1. Elena M. Rossi, Shiho Kobayashi, Re'em Sari: The Velocity Distribution of Hypervelocity Stars. In: Astrophysics. Solar and Stellar Astrophysics. 2013, arxiv:1307.1134v1.
  2. Bo Wanga, Zhanwen Hana: Progenitors of type Ia supernovae. In: Astrophysics. Solar and Stellar Astrophysics. 2012, arxiv:1204.1155v1.
  3. Joseph Silk, Vincenzo Antonuccio-Delogu, Yohan Dubois, Volker Gaibler, Marcel R. Haas, Sadegh Khochfar, Martin Krause: Jet interactions with a giant molecular cloud in the Galactic centre and ejection of hypervelocity stars. In: Astrophysics. Solar and Stellar Astrophysics. 2012, arxiv:1209.1175v1.
  4. Idan Ginsburg, Warren R. Brown and Gary. A. Wegner: VARIABILITY OF HYPERVELOCITY STARS. In: Astrophysics. Solar and Stellar Astrophysics. 2013, arxiv:1302.1899v1.
  5. Kuo-Chuan Pan, Paul M. Ricker and Ronald E. Taam: EVOLUTION OF POST-IMPACT REMNANT HELIUM STARS IN TYPE Ia SUPERNOVA REMNANTS WITHIN THE SINGLE-DEGENERATE SCENARIO. In: Astrophysics. Solar and Stellar Astrophysics. 2013, arxiv:1303.1228v1.
  6. Kastytis Zubovas, Graham A. Wynn and Alessia Gualandris: SUPERNOVAE IN THE CENTRAL PARSEC: A MECHANISM FOR PRODUCING SPATIALLY ANISOTROPIC HYPERVELOCITY STARS. In: Astrophysics. Solar and Stellar Astrophysics. 2013, arxiv:1305.3997v1.
  7. Yinbi Li. In: researchgate.net. Abgerufen am 14. Januar 2021 (englisch).
  8. Chinese astronomers discover nearly 600 high-velocity stars. In: chinadaily.com.cn. 28. Dezember 2020, abgerufen am 14. Januar 2021 (englisch).
  9. 中国天文学家发现了数百颗高速度恒星,其中许多正在远离银河系. In: xw.qq.com. 4. Januar 2021, abgerufen am 14. Januar 2021 (chinesisch).
  10. Yin-Bi Li et al: 591 High-velocity Stars in the Galactic Halo Selected from LAMOST DR7 and Gaia DR2. The Astrophysical Journal Supplement Series,, 7. Dezember 2020, abgerufen am 13. Januar 2021 (englisch).
  11. Olaf Stampf: Katapult für Sonnen, Spiegel Online 7. September 2009
  12. Ulrich Heber: Auf der Schleuderbahn aus der Galaxis, innovations report 3. März 2009
  13. Maria Fernanda Nieva, Ulrich Heber and Norbert Przybilla: Neuer Hyperschnellläufer entdeckt: Diesmal war es nicht das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße, Max-Planck-Institut für Astrophysik 7. Januar 2009
  14. Olaf Stampf: ASTRONOMIE: Katapult für Sonnen. In: Der Spiegel. Nr. 37, 2009 (online 7. September 2009).

На других языках


- [de] Hyperschnellläufer

[ru] Гиперскоростная звезда

Гиперскоростна́я звезда́ — тип звёзд, летящий в пространстве с очень большой скоростью (тысячи километров в секунду). Ожидается, что во Млечном Пути около 1000 таких звёзд[1]. Впервые существование таких звёзд было предсказано в 1988 году, первая гиперскоростная звезда была открыта в 2004 или 2005 году[2][3].



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