Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.
Entdeckung und Benennung
Chariklo wurde am 15. Februar 1997 von James V. Scotti vom Spacewatch-Projekt am Observatorium von Kitt Peak entdeckt. Die vorläufige Bezeichnung lautete 1997 CU26. Benannt ist sie nach der Nymphe Chariklo, der Frau des Zentauren Chiron. Nach ihrer Entdeckung fand sich Chariklo auf älteren Aufnahmen von 1988 wieder. Im Juli 2017 lagen 577 Aufnahmen über einen Zeitraum von 27 Jahren vor, sodass ihre Bahnparameter relativ genau bekannt sind.[2]
Bahneigenschaften
Chariklo bewegt sich auf einer elliptischen Umlaufbahn (Exzentrizität = 0,172), deren Umlaufdauer 62Jahre und 11Monate beträgt. Die mittlere Entfernung von der Sonne ist 15,8AE. Ihr Perihel durchlief sie zuletzt zum Jahreswechsel 2003/2004. Zurzeit ist sie etwa 15,7 AU von der Sonne entfernt.[3] Vermutlich stammt sie aus dem Kuipergürtel.
Physikalische Eigenschaften
Untersuchungen 2013 mit dem Herschel-Weltraumteleskop (Instrumente SPIRE und PACS) kombiniert mit den überarbeiteten Daten des Spitzer-Weltraumteleskops (Instrument MIPS) sowie denen des WISE kommen zu dem Schluss, dass der Durchmesser von Chariklo etwa 248km beträgt.[1] Anlässlich einer Sternbedeckung konnte der Durchmesser auf 253,8km bestimmt werden.[4] Sollte Chariklo hauptsächlich aus Eis bestehen, könnte sie sich im hydrostatischen Gleichgewicht befinden und somit weitgehend rund sein.
Ringe und hypothetische Monde
Künstlerische Darstellung
Chariklo ist von zwei Ringen aus Wassereis umgeben, wobei der 7km breite innere Eisring den Radius 391km und der 3km breite äußere Eisring den Radius 405km hat.[5] Der Grund für die Existenz und Stabilität des Ringsystems ist bislang unbekannt. Beide Ringe sind durch eine etwa 9km breite Lücke voneinander getrennt. Unter anderem deswegen wird vermutet, dass möglicherweise noch mindestens ein Schäfermond existiert, der das Ringsystem stabilisiert. Die Entweichungsgeschwindigkeit von Chariklo dürfte um die 350km/h betragen.
Chariklo war der erste Asteroid, bei dem Ringe gefunden wurden.[5][6] Die Entdeckung des Ringsystems war ein Ergebnis der Auswertung einer Sternbedeckung vom 3. Juni 2013. Mit der gleichen Methode wurden inzwischen auch Ringe des Chiron[7] und der Haumea[8] beobachtet. Durch die Stellung der Ringe Chariklos erklärt sich auch die zeitweilige Verfinsterung um das Jahr 2008 herum und das zeitgleiche Verschwinden der Wassereisspektren. 2008 fiel der Blick von der Erde aus auf die Kante des Ringsystems, welches die hellen Eiskristalle enthält.[5]
Ein japanisches Forscherteam modellierte eine realistische Simulation der beiden Ringe um Chariklo. Dabei stellte sich heraus, dass der innere Ring ohne die Anwesenheit eines Schäfermondes instabil sein sollte, da er sich durch seine Eigengravitation innerhalb von weniger als 100Jahren zerlegen müsste. Eine alternative Erklärung für seine Stabilität wäre eine Zusammensetzung aus nur wenige Millimeter großen Partikeln.[9]
Jan Hattenbach: Kleinplanet Chariklo hat Ringe. In: Sterne und Weltraum.ISSN0039-1263, Ausgabe 6/2014, S.18–20. (Leseprobe im Internet)
F. Braga-Ribas, B. Sicardy, J.L. Ortiz, C. Snodgrass, F. Roques, R. Vieira-Martins, J.I.B. Camargo, M. Assafin, R. Duffard, E. Jehin:A ring system detected around the Centaur (10199) Chariklo. In: Nature. Band508, Nr.7494. Nature Research, 2014, S.72–75.
Einzelnachweise
S. Fornasier, E. Lellouch, T. Müller, P. Santos-Sanz, P. Panuzzo, C. Kiss, T. Lim, M. Mommert, D. Bockelée-Morvan, E. Vilenius, J. Stansberry, G. P. Tozzi, S. Mottola, A. Delsanti, J. Crovisier, R. Duffard, F. Henry, P. Lacerda, A. Barucci, A. Gicquel:TNOs are Cool: A survey of the trans-Neptunian region. VIII. Combined Herschel PACS and SPIRE observations of nine bright targets at 70-500 µm. In: Astronomy and Astrophysics.555, Nr.A15, 2013, S.22. arxiv:1305.0449v2. bibcode:2013A&A...555A..15F. doi:10.1051/0004-6361/201321329.
(10199) Chariklo in der Datenbank der „Asteroids – Dynamic Site“ (AstDyS-2, englisch).
R. Leiva, B. Sicardy, B. Camargo, J-L. Ortiz, et al.:Size and shape of Chariklo from multi-epoch stellar occultations. In: AJ.2017. arxiv:1708.08934. doi:10.3847/1538-3881/aa8956.
F. Braga-Ribas, B. Sicardy, J. L. Ortiz, et al.:A ring system detected around the Centaur (10199) Chariklo. In: Nature.508, 2014, S.72–75. arxiv:1409.7259. doi:10.1038/nature13155.
J.L. Ortiz, R. Duffard, N. Pinilla-Alonso, A. Alvarez-Candal, P. Santos-Sanz, N. Morales, E. Fernández-Valenzuela, J. Licandro, A. Campo Bagatin, A. Thirouin:Possible ring material around centaur (2060) Chiron. In: Astronomy & Astrophysics.576, 2015, S.A18. arxiv:1501.05911. doi:10.1051/0004-6361/201424461.
J. L. Ortiz, P. Santos-Sanz, B. Sicardy, G. Benedetti-Rossi, D. Bérard, N. Morales, R. Duffard, F. Braga-Ribas, U. Hopp, C. Ries, V. Nascimbeni, F. Marzari, V. Granata, A. Pál, C. Kiss, T. Pribulla, R. Komžík, K. Hornoch, P. Pravec, P. Bacci, M. Maestripieri, L. Nerli, L. Mazzei, M. Bachini, F. Martinelli et al.:The size, shape, density and ring of the dwarf planet Haumea from a stellar occultation. In: Nature.550, 12.Oktober 2017, S.219–223. doi:10.1038/nature24051.
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