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Johann Rudrauf (oder Ruderauf, lateinisch: Johannes Remus Quietanus; * 22. September 1588 in Herda; † 17. Oktober 1654 in Rouffach) war ein deutscher Astronom, Astrologe, Arzt und Kalendermacher. Er korrespondierte mit Galileo Galilei, Johannes Kepler und Johannes Faber. Er war einer der vier ersten Beobachter eines Merkurtransits am 7. November 1631.

Remus Quietanus: Schreibkalender für 1625
Remus Quietanus: Schreibkalender für 1625

Biographie



Jugend in Thüringen


Rudrauf wurde am 22. September 1588 in Herda bei Eisenach in Thüringen als Sohn eines lutheranischen Pfarrers und Lateinlehrers geboren.[1] Drei Tage später wurde er auf den Namen „Johannes“ getauft.[2]

1605 wurde er auf der Universität Jena eingeschrieben.[3] 1607 beobachtete er den Kometen, der später als der Halleysche Komet erkannt wurde. Über ihn schrieb er einen Traktat, der hauptsächlich eine astrologische Interpretation dieses „Gotteszeichens“ geben will.[4]


Remus Quietanus in Italien


Im Jahre 1608 reiste Johann Rudrauf nach Italien und wurde auf der Universität Padua eingeschrieben, wo er Medizin studierte und auch Galileo Galilei traf.[5] Zu dieser Zeit konvertierte er zum Katholizismus[6] und latinisierte seinen Namen auf Johannes Remus Quietanus. Er kam vermutlich nie in seine Heimat zurück.

1609 führte ihn eine Reise in den Süden bis nach Sizilien und Malta. In Dezember 1611 schrieb er aus Rom seinen ersten Brief an Johannes Kepler[7]. Während den nächsten Jahren, studierte er im Collegium Romanum, unter der Leitung von Christoph Grienberger[8]. In Rom war Remus Quietanus in den päpstlichen Kreisen gut eingeführt, er verkehrte mit mehreren Kardinälen und frequentierte Johannes Faber, den Kanzler der Accademia dei Lincei.[9]

Während dieser Jahre in Italien führte Remus Quietanus astronomische Beobachtungen, besonders über Mond- oder Sonnenfinsternisse, durch und setzte zwei Handschriften darüber auf (1615, 1616).


Leibarzt der Habsburger Fürsten


1618 verließ Remus Quietanus Italien und ging nach Innsbruck an den Hof des Erzherzoges Maximilian III., wo er dem Astronomen Christoph Scheiner begegnete. Nach dem Tod Maximilians (2. November 1618) wurde Remus Quietanus Arzt bei Kaiser Matthias und bald Leibarzt des neuen Erzherzogs von Österreich-Tirol Leopold V.

1619 traf Remus Quietanus Johannes Kepler in Linz.


Zeuge des Dreißigjährigen Krieges


In seinen Briefen an Giovanni Faber (1618–1622) erzählt Remus Quietanus vom Anfang des Dreißigjährigen Krieges mit Ereignissen in Böhmen.[9] Bald brachte Peter Ernst II. von Mansfeld den Krieg ins Elsass. Dorthin gelangte auch Remus Quietanus in der Gefolgschaft Leopolds, der sich dorthgin begab, weil er auch Bischof von Straßburg war und seine dortigen Besitztümer zu verteidigen versuchte.


Stadtarzt in Rufach


Um 1620 zog Remus Quietanus nach Rufach im Elsass, wo er später als Stadtphysicus (= Arzt) genannt wird. Ab 1624 oblag ihm in diesem Amt die jährliche Herausgabe eines Schreibkalenders.

1619 traf er die junge Elsässerin Maria Schlitzweck,[10] von der er 1623 einen Sohn bekam.[11] Maria Schlitzweck starb am 27. Februar 1635.[11] 15 Jahre später heiratete Remus Quietanus Maria Helena Freudenstehlin aus Ensisheim.[11] Am 17. Oktober 1654 starb Remus Quietanus.[11]


Quietanus, Kepler und Galileo


In seinem ersten Brief an Johannes Kepler von 1611 kommentierte er die jüngsten astronomischen Nachrichten und stellte einige Fragen, insbesondere zur kopernikanischen Theorie. Kepler antwortete drei Monate später. Diese Korrespondenz wurde erst 1618 fortgesetzt, als Remus Quietanus bei den Habsburgern tätig war. Kepler freute sich auf eine zukünftige Zusammenarbeit, die durch den Austausch einiger Briefen von 1619/20 und 1628/29 nachweisbar ist.

1619 schrieb Remus Quietanus drei Briefe an Galileo Galilei, mit denen er ihm seine Descriptio Cometarum und Keplers Epitome Astronomiae Copernicanae schickte, das in Italien durch die katholischen Behörden verboten war. In dieser Sache nahm Quietanus eine Vermittlerrolle zwischen den beiden Meistern ein, deren Beziehungen sich damals verschlechtert hatten.[12]


Der Merkurtransit von 1631


In den Tabulae rudolphinae sagte Kepler 1627 Durchgänge der unteren Planeten vor der Sonne für 1631 vorher: am 7. November einen Merkurtransit und am 9. Dezember einen Venustransit. 1629 wiederholte er diese Vorhersage mit einem Admonitio ad Astronomos, denn noch nie hatte jemand ein solches Phänomen beobachtet.

Johannes Remus Quietanus griff die Anregung auf und beobachtete am 7. November 1631 in Rufach den Merkurtransit ab 9:42. Er gab darüber eine Beschreibung in einem Brief an Erzherzog Leopold.[13]

Dieser Merkurtransit wurde gleichzeitig von Pierre Gassendi in Paris, Johann Baptist Cysat in Innsbruck und einem Unbekannten in Ingolstadt beobachtet.


Publikationen



Schreibkalender


Ab 1624 gab Remus Quietanus vermutlich jedes Jahr einen Schreibkalender auf das kommende Jahr heraus. Die erste Edition lautet "Neuer Schreibkalender, auff das Jubel Jahr 1625(…) sampt dem wahren Sonnen unnd Mondslauff, Tags und Nachts Anbruch, Sonnen Auff und Nidergang, ihrem Schein und Abwesung, auch wie lang es liecht und finster, sampt der Firsternen und Planeten Configuration, Finsternissen Sonnen und Monds, und vermuthlicher Witterung"und wurde in Basel bei Martin Wagner gedruckt.[14] Andere Editionen oder Erwähnungen davon gibt es für 1624, 1625, 1626, 1627, 1629, 1630, 1631, 1638, 1641, 1650[15].


Andere Publikationen



Literatur



Einzelnachweise


  1. Sein Geburtsdatum gibt er selbst an in einem Brief an Kepler: Max Caspar: Johannes Kepler Gesammelte Werke. Band 17, Brief 833, S. 338.
  2. Die Angabe (15. September) des Thüringer Pfarrbuches, Großherzogtum Sachsen (-Weimar-Eisenach) - Landesteil Eisenach 866, S. 363, stimmt. Sie folgt den julianischen Kalender, der im 16. Jahrhundert auf den gregorianischen um 10 Tage zurücklag.
  3. Herda - Geschichte von Herda und seinen Menschen.
  4. Gründliche Beschreibung des neuen monstrosischen Sternes... (J.Rudrauff, Erfurt 1607).
  5. 1619 schrieb er zu Galileo „te ante decennium Patavii cognovi“, Biblioteca nazionale di Firenze, manoscritti digitalizzazioni n°35.
  6. Max Caspar: Johannes Kepler Gesammelte Werke. Band 18, Brief 1101.
  7. Max Caspar: Johannes Kepler Gesammelte Werke. Band 16, Brief 623.
  8. "Christophorus Grienbergerus (…) praeceptor meus venerandus…", Remus Quietanus, Restitutio universalis Motuum coelestium..., Rom 1615, Seite 29.
  9. Briefe von Quietanus (Memento des Originals vom 20. Mai 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archivio.lincei.it an Johannes Faber, Archivio dell'Accademia dei Lincei, Roma
  10. Er kündigt seine Verlobung in einem Brief an Kepler an: Max Caspar: Johannes Kepler Gesammelte Werke. Band 17, Brief 855.
  11. Archives municipales de Rouffach, Kirchenbücher.
  12. Kepler et Galilée, une rencontre manquée ? Hervé Delime.
  13. Siehe Tycho Brahe: Historia coelestis. 1666, S. 955–956, online.
  14. Klaus-Dieter Herbst: Biobibliographisches Handbuch der Kalendermacher 1550–1750 Remus Quietanus, Johannes, Institut Deutsche Presseforschung, 2017.
  15. Ioannes Remus Quietanus, Calendarium germanicum Impressum, Österreichische Nationalbibliothek, Link
  16. Österreichische Nationalbibliothek. Link
Personendaten
NAME Quietanus, Johannes Remus
ALTERNATIVNAMEN Rudrauf, Johann; Ruderauf, Johannes Remus
KURZBESCHREIBUNG deutscher Astronom, Astrologe, Arzt und Kalendermacher
GEBURTSDATUM 22. September 1588
GEBURTSORT Herda
STERBEDATUM 17. Oktober 1654
STERBEORT Rouffach

На других языках


- [de] Johannes Remus Quietanus

[en] Johannes Remus Quietanus

Johann Ruderauf or Johannes Remus Quietanus (Herda 1588 – Rouffach 1654) was a German astronomer, astrologer and doctor. He maintained correspondence with Galileo Galilei, Johannes Kepler and Giovanni Faber, a pontifical botanist. He is one of the first four observers of transit of Mercury that happened on 7 November 1631.



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