Sir John Frederick William Herschel, 1. Baronet (* 7. März 1792 in Slough; † 11. Mai 1871 in Hawkhurst, Kent) war ein britischer Astronom[1] und Sohn des Uranus-Entdeckers Wilhelm Herschel. Auf ihn gehen die ersten Doppelstern- und Nebelkataloge des Südsternhimmels zurück, die er während eines fünfjährigen Aufenthalts bei Kapstadt beobachtete.
John Herschel
Leben und Wirken
Description of a machine for resolving by inspection certain important forms, 1832Gräber von Sir John Herschel und Charles Darwin in der Westminster Abbey (2014)
John Herschel war der Sohn von Wilhelm Herschel und Neffe der Astronomin und Musikerin Caroline Herschel. Zunächst wurde er Jurist, wandte sich später wie sein Vater der Astronomie zu und übernahm dessen große Sternwarte im südenglischen Slough.
Seit seinem Studium in Cambridge war Herschel mit Charles Babbage, dem Erfinder des Urcomputers, befreundet. Mit ihm zusammen gründete er schon während seines Studiums in Cambridge unter der Leitung von Robert Woodhouse die Analytical Society.[2] 1820 gründete er zusammen mit seinem Vater, Babbage und anderen die Astronomical Society, aus der 1831 die Royal Astronomical Society wurde.
John Herschel entdeckte, dass die Magellanschen Wolken keine Nebel sind, sondern aus Myriaden von Sternen bestehen. Er gab verschiedene Nebel- und Sternkataloge heraus und führte das Julianische Datum in die Astronomie ein. Er wurde 1831 als Ritter in den Guelphen-Orden aufgenommen, 1848 Präsident der Royal Astronomical Society und 1850 königlicher Münzmeister der Royal Mint. Seit Dezember 1826 war er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.[3] 1830 wurde er korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences in Paris (seit 1855 associé étranger).[4] 1832 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt sowie Ehrenmitglied (Honorary Fellow) der Royal Society of Edinburgh.[5] Am 17. Juli 1838 wurde ihm der erbliche Adelstitel eines Baronet, of Slough in the County of Buckingham, verliehen. Am 31. Mai 1842 wurde er als ausländisches Mitglied in den preußischen Orden pour le Mérite für Wissenschaft und Künste aufgenommen.[6] Im Jahr 1854 wurde er zum Mitglied der American Philosophical Society[7] und 1857 der Leopoldina[8] gewählt.
Nachdem er den Katalog seines Vaters über den nördlichen Himmel vervollständigt und ergänzt hatte, kam er im Januar 1834, zehn Tage nach Thomas Maclear (1794–1879), in Kapstadt an und erwarb das Gut Feldhausen (einst Veldhuyzen, im heutigen Vorort Wynberg oder Claremont), wo er sein Teleskop errichtete. An dessen Stelle steht heute der Herschelobelisk im Hof der Grove Primary School.[9][10]
Herschel prägte die Begriffe „Photographie“, „Positiv“ und „Negativ“. Er war mit David Brewster und William Henry Fox Talbot befreundet und bewog letzteren, an der Weiterentwicklung der Fotografie zu arbeiten. Herschel entdeckte eine Möglichkeit, Silbersalze nach dem Entwickeln an weiterer Reaktion zu hindern, indem diese fixiert werden. Seine Vielseitigkeit beweist auch die Anwendung der Lichtempfindlichkeit bestimmter Eisensalze zu damals neuen fotografischen Verfahren. Er verbesserte die Cyanotypie. 1842 entdeckte er den fotografischen Prozess zum Belichten von Papierbildern auf der Basis von kolloidalem Gold, den er Chrysotypie nannte.
Elf Kataloge von Doppelsternen, ein Katalog von 5079 Nebeln und Sternhaufen, wurde 1864 veröffentlicht. Ein posthumer Katalog von 10.300 Doppel- und Mehrfachsternen erschien 1874.[6]
John Herschel wurde nach einem Staatsakt in der Westminster Abbey neben den Gräbern von Charles Darwin und Sir Isaac Newton[6] beerdigt.
Er hatte 12 Kinder, darunter auch William James Herschel, einen Mitbegründer der Daktyloskopie.
Der „Große Mondschwindel“
→ Hauptartikel: Great Moon Hoax
Am 28. August 1835 erschien in der Tageszeitung New York Sun ein Artikel über eine angeblich von Herschel durchgeführte Mondbeobachtung, bei der er menschliche Wesen mit Flügeln gesehen habe.[11][12] Durch Recherchen anderer Journalisten kam jedoch heraus, dass dieser Artikel ohne Wissen von Herschel entstand und falsch war.[11][12]
Ehrungen
Die Herschelinsel in der kanadischen Beaufortsee ist nach ihm benannt, ebenso der Ort Herschel in Südafrika sowie der Mount Herschel in der Antarktis und der Mondkrater J. Herschel. Auch die Pflanzengattungen HerscheliaT.E.Bowdich aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und HerscheliantheRauschert aus der Familie der Orchideen sind nach ihm benannt.[13]
Werke
Die Lehren der Astronomie für Gebildete. Class, Heilbronn [u.a.]
Die Lehren der Astronomie. Claß, Heilbronn 1858. (Digitalisat)
Literatur
Michael J. Crowe:Herschel, Sir John Frederick William, first baronet (1792–1871). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford2004,ISBN 0-19-861411-X, (oxforddnb.comLizenz erforderlich), Stand: Mai 2009
Agnes Mary Clerke:Herschel, John Frederick William. In: Leslie Stephen, Sidney Lee (Hrsg.): Dictionary of National Biography. Band26: Henry II – Hindley. MacMillan&Co, Smith, Elder&Co., New York City / London 1891, S.263–268 (englisch, Volltext[Wikisource]).
C. P. [Charles Pritchard]:Herschel, Sir John Frederick William. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band13: Harmony – Hurstmonceaux. London 1910, S.393–395 (englisch, Volltext[Wikisource]).
Herschel3) Sir John Frederik William, Baronet). In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.):Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band8. Altenburg 1859, S.291 (zeno.org).
Franz Josef Pisko: Gedenkrede auf Sir John F.W. Herschel. In: E. Hornig (Hrsg.): Photographische Korrespondenz. 9. Jg., Verlag der photographischen Korrespondenz, Wien 1872, S. 104–110.
David S. Evans:Herschel, John Frederick William. In: Charles Coulston Gillispie (Hrsg.): Dictionary of Scientific Biography. Band6: Jean Hachette – Joseph Hyrtl. Charles Scribner’s Sons, New York 1972, S.323–328.
Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002.(PDF)(Nicht mehr online verfügbar.)Royal Society of Edinburgh,archiviertvomOriginalam25.Oktober 2017;abgerufen am 19.Dezember 2019.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rse.org.uk
Der Orden Pour le Merite für Wissenschaft und Künste. Die Mitglieder des Ordens. Band I: 1842–1881. Gebr. Mann-Verlag, Berlin 1975, S. 46.
Mitgliedseintrag von Sir John Frederick W. Herschelbei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 29. September 2018.
Picasa Foto Gedenktafel (Mementodes Originals vom 1. Oktober 2016 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/get.google.com
Picasa Foto Obelisk (Mementodes Originals vom 1. Oktober 2016 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/get.google.com
Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
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