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Richard Anthony Proctor (* 23. März 1837 in Chelsea (London); † 12. September 1888 in New York City) war ein englischer Astronom und Autor populärwissenschaftlicher Werke. Er fertigte eine der ersten Karten des Planeten Mars an.

Richard Anthony Proctor (ca. 1870)
Richard Anthony Proctor (ca. 1870)
Richard Anthony Proctor
Richard Anthony Proctor

Leben


Proctor war ein kränkliches Kind. Als sein Vater 1850 verstarb, unterrichtete seine Mutter ihn zunächst zu Hause. Sein Gesundheitszustand besserte sich im Laufe der Jahre und er konnte das Kings College in London und später das St John’s College besuchen. Er studierte anschließend an der Universität Cambridge, wo er 1860 graduierte. Bereits während des Studiums heiratete er. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor.

Proctor wandte sich der Astronomie zu und veröffentlichte 1865 im „Cornhill Magazine“ einen Artikel über die Farben von Doppelsternen. Im gleichen Jahr erschien sein erstes Buch Saturn and its System, das er auf eigene Kosten herausgab. Obwohl das umfangreiche Werk bei Astronomen großen Anklang fand, wurde es nicht allzu oft verkauft. Es folgten Abhandlungen über Mars, Jupiter, Sonne, Mond, Kometen, Meteore, Sterne und neblige Objekte.

Mit seiner schriftstellerischen Arbeit ernährte Proctor seine Familie. Da er erkennen musste, dass ein eher wissenschaftliches Werk, wie Saturn and its System, keinen großen Absatz fand, eignete er sich einen populäreren Schreibstil an. Er schrieb für mehrere Magazine und erreichte einen hohen Bekanntheitsgrad. Seine zahlreichen Arbeiten machten eine große Leserschaft mit den Grundlagen der Astronomie vertraut.

Sein Handbuch Handbook of the Stars von 1866 wurde allerdings von Verlegern abgelehnt. Proctor ließ auch dieses Buch selbst drucken; es verkaufte sich recht gut. Für sein Half-Hours with the Telescope (1868), das 20 Auflagen erreichte, erhielt er vom Verlag lediglich £25. Obwohl ihm eine Lehrtätigkeit nicht lag, unterrichtete Proctor zeitweise Mathematik um sein Einkommen aufzubessern.

Sein literarisches Ansehen nahm weiter zu und er schrieb regelmäßig für The Intellectual Observer, Chambers Journal und Popular Science Review. 1870 erschien sein Other Worlds than Ours,[1], in dem er die Möglichkeit anderer bewohnter Welten beschrieb. Darin übernahm er – mit Berufung auf eine anonyme Schrift – Betrachtungen über Raum und Zeit von Felix Eberty[2], dessen Schrift Die Gestirne und die Weltgeschichte. Gedanken über Raum, Zeit und Ewigkeit.[3] 1846 auf Englisch ohne Nennung eines Autors veröffentlicht worden war.[4]

1881 gründete er das allgemeinwissenschaftliche Magazin Knowledge, das zunächst wöchentlich, ab 1885 monatlich erschien und eine beachtliche Verbreitung fand. Er schrieb Beiträge für die American Cyclopaedia und die Encyclopædia Britannica. 1866 wurde er in die Royal Astronomical Society aufgenommen.

Proctor beschäftigte sich mit der Verteilung der Sterne, Sternhaufen und Nebel sowie dem Aufbau des Universums. Er wurde zu einem Experten bei der Anfertigung von Karten und gab zwei Sternatlanten heraus. Eine Karte, die alle Sterne der Bonner Durchmusterung (bis zur 10. Größenklasse) enthielt, zeigte die Verteilung der Sterne am Nordhimmel.

Proctors Marskarte (aus: Other Worlds than Ours, 4. Aufl. 1905)
Proctors Marskarte (aus: Other Worlds than Ours, 4. Aufl. 1905)

Proctor wertete alte Zeichnungen des Mars, bis zurück ins Jahr 1666 aus, um die Rotationsdauer des Planeten zu bestimmen. 1873 gab er den Marstag mit 24h 37m 22,713s an – dies stimmt sehr genau mit dem heutigen Wert von 24h 37m 22,663s überein. Er fertigte eine Marskarte an, wobei er sich auf 27 Zeichnungen des Astronomen William Rutter Dawes stützte. Die Karte wurde allerdings später durch die Werke von Giovanni Schiaparelli und Eugène Antoniadi verdrängt und Proctors Bezeichnungen der geografischen Merkmale nicht übernommen (z. B. ist sein „Kaiser Sea“, den er nach dem Astronomen Frederik Kaiser benannte, heute als Große Syrte bekannt).

1881 heiratete Proctor zum zweiten Mal und siedelte in die USA um. 1888 verstarb er in New York. Sein umfangreichstes Werk Old and New Astronomy konnte er nicht mehr vollenden. Es wurde von A. Cowper Ranyard fertiggestellt und 1892 herausgegeben. Seine Tochter aus erster Ehe Mary Proctor, wurde ebenfalls Astronomin und erfolgreiche Schriftstellerin.

Richard A. Proctor, der an Gelbfieber im Willard Parker Hospital (Manhattan) gestorben war,[5] wurde vorläufig in einem von Reverend Stephen Merritt (1833–1917)[6] im Maple Grove Cemetery[7] in Kew Gardens (New York City) zur Verfügung gestellten Grab beerdigt. Seine letzte Ruhe fand er im Jahre 1893 im Green-Wood Cemetery in Brooklyn, wo George W. Childs,[8] ein bekannter Verleger aus Philadelphia, ihm ein prächtiges Grabmonument hatte errichten lassen. An der Wiederbestattungszeremonie nahm auch Proctors Tochter Mary teil.[5]

Zu Proctors Gedenken wurde ein Impaktkrater auf dem Mars benannt.




Einzelnachweise


  1. Richard A. Proctor: Other worlds than ours: the plurality of worlds studied under the light of recent scientific researches. Longmans, Green, London 1870 (hdl:2027/chi.57121156)
  2. Felix Eberty: Die Gestirne und die Weltgeschichte. Gedanken über Raum, Zeit und Ewigkeit. Hrsg. von Gregorius Itelson. Rogoff, Berlin 1923. S. IX
  3. Felix Eberty: Die Gestirne und die Weltgeschichte. Gedanken über Raum, Zeit und Ewigkeit. Mit einem Geleitwort von Albert Einstein. Hrsg. von Werner Graf. Comino, Berlin 2014, eBook ISBN 978-3-945831-01-4
  4. The Stars and the Earth; Thoughts upon Space, Time and Eternity. Balliere Publisher, London 1846
  5. R.A. Proctor’s Body at rest. (PDF) In: The New York Times, 4. Oktober 1893, S. 9.
  6. Stephen Merritt (1833–1917) (Memento des Originals vom 6. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.maplegrove.biz
  7. Maple Grove Cemetery
  8. Childs, George William. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 6: Châtelet – Constantine. London 1910, S. 141 (englisch, Volltext [Wikisource]).
Personendaten
NAME Proctor, Richard Anthony
KURZBESCHREIBUNG englischer Astronom
GEBURTSDATUM 23. März 1837
GEBURTSORT Chelsea (London)
STERBEDATUM 12. September 1888
STERBEORT New York City

На других языках


- [de] Richard Anthony Proctor

[en] Richard A. Proctor

Richard Anthony Proctor (23 March 1837 – 12 September 1888) was an English astronomer. He is best remembered for having produced one of the earliest maps of Mars in 1867 from 27 drawings by the English observer William Rutter Dawes. His map was later superseded by those of Giovanni Schiaparelli and Eugène Antoniadi and his nomenclature was dropped (for instance, his "Kaiser Sea" became Syrtis Major Planum).

[es] Richard A. Proctor

Richard Anthony Proctor (23 de marzo de 1837 - 12 de septiembre de 1888) fue un astrónomo inglés. Es recordado por haber producido uno de los primeros mapas de Marte en 1867 a partir de 27 dibujos del observador inglés William Rutter Dawes. Su mapa fue reemplazado más tarde por los de Giovanni Schiaparelli y Eugène Antoniadi y su nomenclatura se eliminó (por ejemplo, su "mar del Káiser" se convirtió en Syrtis Major Planum).

[fr] Richard A. Proctor

Richard Anthony Proctor (né le 23 mars 1837 à Chelsea, Londres – mort le 12 septembre 1888) est un astronome anglais connu principalement pour avoir dessiné l'une des premières carte de la planète Mars à partir de 27 dessins de l'observateur William Rutter Dawes. Ses cartes ont été plus tard remplacées par celles de Giovanni Schiaparelli et Eugène Antoniadi sa nomenclature de la planète Mars a également été remplacée, par exemple la "mer de Kaiser" est devenue Syrtis Major Planum.

[it] Richard Anthony Proctor

Richard Anthony Proctor (Londra, 23 marzo 1837 – New York, 12 settembre 1888) è stato un astronomo inglese.

[ru] Проктор, Ричард Антони

Проктор, Ричард Антони (англ. Richard Anthony Proctor; 23 марта 1837 года, район Челси, Лондон, Англия — 12 сентября 1888 года, Нью-Йорк, США) — английский астроном. Его лучше всего помнят за то, что он выпустил одну из самых ранних карт Марса в 1867 году, составив его из 27 рисунков английского наблюдателя Уильяма Раттера Доза. Позднее названия на его карте была замещена названиями Джованни Скиапарелли и Эжена Антониади, и его номенклатура была забыта (например, его «море Кайзера» стало « Большой Сирт»).



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