Johann Friedrich Julius Schmidt (meist kurz J. F. Julius Schmidt oder Julius Schmidt) (* 26. Oktober 1825 in Eutin, Königreich Preußen; † 7. Februar 1884 in Athen, Griechenland) war ein deutscher Astronom und Geologe.
Johann Friedrich Julius Schmidt (Fotografie)Johann Friedrich Julius Schmidt (Druck nach einem Stich)Das Geburtshaus von Johann Friedrich Julius Schmidt in EutinErinnerungstafel am Geburtshaus von Johann Friedrich Julius Schmidt in Eutin
Er erstellte und veröffentlichte eine vollständige Mondkarte, bei der es sich um die genaueste Karte handelte, die im 19. Jahrhundert erstellt wurde.
Des Weiteren arbeitete er auf den Gebieten des Zodiakallichtes, der veränderlichen Sterne, der Kometen und Meteore.
Als Geologe beschäftigte sich Johann Friedrich Julius Schmidt mit dem Vulkanismus, Erdbeben und der Geographie Griechenlands.
Leben
Eutin
Johann Friedrich Julius Schmidt wurde 1825 in Eutin als Sohn des Glasers Carl Friedrich Schmidt (1791–1859) und dessen Ehefrau Maria Elisabeth Quirling (1794–1859) geboren. Er interessierte sich bereits als Schüler für astronomische Themen, wobei sein zeichnerisches Talent auffiel. Der Regierungsrat Ernst Hellwag ermöglichte ihm den Besuch der Eutiner Gelehrtenschule und verschaffte ihm Zugang zu einem Fernrohr.
Hamburg und Altona
Für den Besuch des Gymnasiums wurde er zu Verwandten nach Hamburg gegeben. Dort kam er als 14-Jähriger in den Besitz des Buches Selenotopographische Fragmente von Johann Hieronymus Schroeter. Es begründete sein Interesse am Mond, das er in der Altonaer Sternwarte vertiefen konnte. Dort erhielt er auch Zugang zu der von Wilhelm Beer und Johann Heinrich von Mädler erstellten Mondkarte.
Die Schule brach Johann Friedrich Julius Schmidt vor dem Abitur ab und arbeitete ab 1842 an der Hamburger Sternwarte am Millerntor bei Karl Rümker. Dort lernte er die Grundlagen der Astronomie kennen, entdeckte einen neuen Kometen und berechnete dessen Bahn, wodurch die Fachwelt auf ihn aufmerksam wurde.
Düsseldorf
1845 wurde er Assistent bei Johann Friedrich Benzenberg an dessen Sternwarte in Bilk nahe Düsseldorf. In Düsseldorf entdeckte Julius Schmidt den großen Junikometen 1845 (C/1845 L1), der auch unabhängig von anderen Astronomen in Europa registriert wurde. Seine Zeichnungen in seinem Beobachtungstagebuch sind allerdings die einzigen Bilddokumente dieses Kometen.
Komet C/1845 L1 vom 8. bis 11. Juni 1845Komet C/1845 L1 am 16. Juni 1845
Im Oktober 1845 verließ Julius Schmidt Düsseldorf im Streit mit Benzenberg.
Bonn
Die Sternwarte in Bonn (Foto von 1893)
Im Februar 1846 begann Schmidt seine Tätigkeit an der Bonner Sternwarte bei Friedrich Wilhelm August Argelander. Hier wurde er 1844 Mitglied der Burschenschaft Fridericia Bonn.[1] und war 1845 Mitgründer der Bonner Burschenschaft Frankonia.[2]
Olmütz
1853 wurde er Leiter der privaten Sternwarte des Propstes Ritter Eduard von Unkrechtsberg in Olmütz (Mähren). Durch seine Arbeiten hier beeinflusste er stark das Interesse Gustav Tschermaks an der Geologie.[3]
Athen
1858 erhielt er den Direktorenposten an der Sternwarte von Athen, finanziert von dem griechischen Bankier Simon von Sina. In Athen blieb er für den Rest seines Lebens. Dort führte er mehr als 70.000 Beobachtungen veränderlichen Sterne durch, studierte Kometen und Meteore und entdeckte zwei Supernovae.
Der Mondkrater Linné
Bei seinen Beobachtungen stellte er 1866 – vermeintlich – fest, das der Mondkrater Linné verschwunden sei. Der Bericht über diese Entdeckung führte zu einer Intensivierung der Mondforschung, da dies u.a. als ein Indiz für eine geologische Aktivität des Mondes gesehen wurde. Diese wurde bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts diskutiert; später wurde diese falsche Beobachtung auf die Auflösungsgrenze der damals verfügbaren Fernrohre bei Detailbeobachtungen zurückgeführt.
1868 wurde er Ehrendoktor der Universität Bonn. 1883 wurde Schmidt in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[4]
Als Ergebnis seiner jahrzehntelangen Beobachtungen veröffentlichte Johann Friedrich Julius Schmidt
1877 die von Wilhelm Gotthelf Lohrmann begonnene und nur teilweise veröffentlichte Mondkarte – unter dessen Namen. Die Karte enthält 7100 Krater.[5]
1878 die von ihm erstellte, aus 25 Blättern bestehende Charte der Gebirge des Mondes von fast zwei Metern Durchmesser, auf der etwa 33.000 Mondkrater verzeichnet sind,[5] womit diese die genaueste Karte ist, die im 19. Jahrhundert erstellt wurde.
Johann Friedrich Julius Schmidt verstarb 1884 plötzlich und wurde unter großer Anteilnahme der Athener beigesetzt.
1862 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[6]
Gustav Peters: Astronom Julius Schmidt. In: Blätter für Heimatkunde – Eutin. Eutin 1956, S. 65.
Otto Rönnpag: Erste Mondkarte eines Eutiners um 1850. In: Jahrbuch für Heimatkunde (Heimatverband Eutin). Eutin 1998, S. 40–43.
Jürgen Vogler: Ein berühmter, aber vergessener Sohn Eutins – Astronom und Geograf Julius Schmidt. In: Ders.: Ostholstein gestern: 100 Geschichten über Land und Leute. Boyens Medien, Heide 2007, S. 184 ff.
Gudrun Wolfschmidt: Mondtopographie und Längengrad. In: Erhard Anthes, Armin Hüttermann (Hrsg.): Tobias-Mayer-Symposium anläßlich des 250. Todestages von Tobias Mayer (= Acta Historica Astronomiae. Band 48). Akademische Verlagsanstalt, Leipzig 2013, S. 161–210.
Fritz Treichel: Schmidt, Julius. In: Olaf Klose, Eva Rudolph (Hrsg.): Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon, Bd. 4. Wachholtz, Neumünster 1976, S. 204–206.
Geffert Michael, Haberland Detlef: Entdeckung und Beobachtung des großen Juni-Kometen von 1845 (C/1845 L1) durch Julius Schmidt in Düsseldorf und Bilk. In: Wolfgang R. Dick, Jürgen Hamel (Hrsg.): Acta Historica Astronomiae, Vol. 66, S. 289 - 304.
Franz Richarz: Mitgliederverzeichnis der Burschenschaft Fridericia zu Bonn (18. Februar 1843 bis Herbst 1847) sowie der Burschenschaft Arminia zu Bonn (1847 bis 1849) und der burschenschaftlichen Verbindung Germania zu Bonn (1843 bis 1849). Bonn 1894, S. 15.
Verzeichnis der Alten Herren der Bonner Burschenschaft "Frankonia". vom 1. September 1901, S. 1.
Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Band 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Band 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 215.
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